Jahresbericht 2017

Sprachbarrieren fallen

Vor sechs Jahren fielen die letzten großen Barrieren für die Patentinformation weg. Damals konnten sich nur wenige Nutzer vorstellen, wie weitreichend die Folgen sein würden - oder dass dieser revolutionäre Schritt so schnell als selbstverständlich angesehen würde.

Language barriers fall


Language barriers fall 2Im Februar 2012 begann das EPA, im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit Google maschinelle Übersetzungen für Patente anzubieten. Das EPA stellte mehrere zehntausend qualitativ hochwertige, von Menschen übersetzte Patente als "Schulungssets" zur Verfügung, um den Übersetzungsalgorithmus von Google für jedes Sprachenpaar zu trainieren. Die Algorithmen von Google verbesserten sich rasch, und im Gegenzug konnte das EPA "Patent Translate - powered by EPO and Google" starten.

Ende 2013 konnte das EPA Nutzern sein kostenloses Übersetzungstool für 28 europäische Sprachen sowie für Chinesisch, Japanisch, Koreanisch und Russisch anbieten - ein ganzes Jahr früher als geplant. 2016 stellten Nutzer jeden Tag mehr als 15 000 Übersetzungsanfragen über direkte Links in Espacenet und dem Publikationsserver.

Language barriers fall 1

Ein neues Gehirn

Language barriers fall 3Im letzten Jahr wurde das "Gehirn", auf dem Patent Translate beruht, verbessert. Die neue Technologie der künstlichen neuronalen Netze ermöglicht genauere und flüssigere Übersetzungen und hat die Qualität deutlich verbessert. Diese künstlichen neuronalen Netze übersetzen Wörter im vollständigen Satzzusammenhang und suchen nach Mustern und Vergleichen mit ähnlichen Texten; sie optimieren, erinnern sich und lernen. Diese Befähigung zum "Lernen" führt zu immer besseren Übersetzungen. Forscher, Erfinder und Patentprüfer profitieren davon, dass sie Zugriff auf eine immer umfassendere und verständlichere Dokumentation haben, sodass sie die richtigen Entscheidungen treffen können. Die Verbesserungen aufgrund der neuronalen maschinellen Übersetzung stoßen auf eine deutlich positive Resonanz, und Ende 2017 wurden täglich mehr als 20 000 Übersetzungsanfragen gestellt.

Weg frei für das Einheitspatent

Language barriers fall 4Patent Translate hat einen zusätzlichen Vorteil von unschätzbarem Wert: der Dienst bietet die elegante technische Lösung eines seit Langem bestehenden politischen Problems. Die Verhandlungen, die 1973 zum EPÜ geführt hatten, waren durch Streitigkeiten darüber erschwert worden, welche Sprache ein Patent haben sollte, damit es in einem bestimmten Land Rechtswirkung entfaltet; seitdem bildete diese Frage ein großes Hindernis für die weitere Vereinfachung der Patentlandschaft in Europa. Aber nachdem die Sprache eines Patents dank Patent Translate weitgehend irrelevant wurde (denn es könnte ja mit nur einem Mausklick in jeder anderen europäischen Sprache gelesen werden), war es ein Einfaches für die Gesetzgeber, sich darauf zu einigen, Anmelder des neuen Einheitspatents nun nicht mit den Kosten zahlreicher Übersetzungen zu belasten. Die Übersetzungserfordernisse für Einheitspatente sind so minimal wie noch nie beim EPA, und Anmelder werden Zeit und Geld sparen ohne Rechtsverlust oder Nachteile für Dritte.

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