2018 hat das EPA eng mit den nationalen IP-Ämtern der 38 Mitgliedstaaten zusammengearbeitet, um seine Dienste zu verbessern und den Erfindern und der Industrie das Leben zu erleichtern. Unter anderem wurde für den Patentschutz in so unterschiedlichen Bereichen wie KI, Raumfahrt und grüne Technologien sensibilisiert. Zudem wurden eine Reihe gemeinsamer Maßnahmen umgesetzt, die die Stärkung des europäischen Patentsystems zum Ziel hatten, beispielsweise die Erhöhung der Zahl der zugelassenen Vertreter, die Schulung von Mitarbeitern aus nationalen Patentämtern und der Austausch qualitativ hochwertiger Patentdaten. Dank dieser Anstrengungen bieten unsere kostenlosen Informationstools - Espacenet und das Vereinigte Register - nun für jedermann einen schnellen Überblick über den Stand der Technik und die Rechtsstandsdaten aus ganz Europa.
Die zweiseitige Zusammenarbeit mit Ländern außerhalb der EPO wurde ebenfalls intensiviert. Im März 2018 trat ein Validierungsabkommen mit Kambodscha in Kraft; damit ist Kambodscha nach Marokko, der Republik Moldau und Tunesien das vierte Land und das erste asiatische, das europäische Patente auf seinem Hoheitsgebiet anerkennt. So kann nun auf der Grundlage einer einzigen Anmeldung ein europäisches Patent für bis zu 44 Staaten erteilt werden, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Einwohnern umfassen.
Im Juni 2018 betrat das EPA Neuland und unterzeichnete sein erstes Abkommen über eine verstärkte Partnerschaft mit der südafrikanischen IP-Behörde Companies and Intellectual Property Commission (CIPC). Dieses ermöglicht die Zusammenarbeit bei der Entwicklung des Rechtsrahmens für die Einführung von Recherche und Sachprüfung im Rahmen der nationalen IP-Politik des Landes und verbessert gleichzeitig den Patenterteilungsprozess durch Arbeitsteilung. Im Rahmen dieser neuen Form der Zusammenarbeit können nicht europäische Partnerstaaten die Recherchen- und Prüfungsergebnisse des EPA in ihrem jeweiligen nationalen Patenterteilungsverfahren systematisch wiederverwerten. Sie erhalten außerdem umfangreiche technische Unterstützung. Ziel ist der Aufbau einer nationalen Kapazität, damit effiziente und qualitativ hochwertige Patentverfahren bereitgestellt werden können; davon profitieren auch europäische Nutzer und Unternehmen, die künftig ähnliche Bedingungen wie zu Hause erwarten können, wenn sie ihre Erfindungen auf diesen Märkten schützen wollen.
Mit anderen Formen der technischen Zusammenarbeit werden die Patentsysteme weltweit harmonisiert: 2018 unterzeichnete das Amt Abkommen mit den IP-Behörden von Argentinien, Australien und Kanada, die diesen Ländern den Weg für die Übernahme der Gemeinsamen Patentklassifikation ebneten. Die sogenannte CPC wurde von EPA und USPTO gemeinsam entwickelt und wird inzwischen von weltweit 29 Patentämtern genutzt. Ein gemeinsames Klassifikationssystem erleichtert der Öffentlichkeit und Experten den Zugriff auf technische Informationen in Patentdokumenten aus der ganzen Welt und trägt dazu bei, die Qualität der von Patentämtern geleisteten Arbeit zu verbessern.
Derweil werden die Programme zum Patent Prosecution Highway (PPH), die bisher mit 15 Partnerämtern auf der ganzen Welt durchgeführt werden, bei Patentanmeldern immer beliebter, weil sie damit Patente in einem beschleunigten Verfahren schneller und effizienter erhalten. Bis Ende 2018 sind beim EPA mehr als 11 300 PPH-Anträge eingegangen, und inzwischen haben 19 000 europäische Nutzer bei anderen Ämtern, die vom EPA erstellte Arbeitsergebnisse verwenden, PPH-Anträge eingereicht.
Auf multilateraler Ebene wurde die Zusammenarbeit mit den IP5-Partnern (die Patentämter Chinas, Japans, der Republik Korea und der USA) fortgesetzt. Zusammen bearbeiten die IP5-Ämter 85 % der Patentanmeldungen weltweit, von denen viele parallel bei zwei oder mehr Partnerämtern eingereicht werden. 2018 stuften die IP5 künstliche Intelligenz als gemeinsame Priorität ein und vereinbarten, deren Auswirkungen auf das IP-System im Hinblick darauf zu analysieren wie die Strategien und Praktiken in diesem Bereich harmonisiert werden können. Außerdem haben wir unsere im Rahmen des Vertrags über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens angebotenen Dienste weiter verbessert. Zu all diesen Aktivitäten holten wir erneut Rückmeldungen von Industrieverbänden und IP-Fachleuten ein, um sicherzustellen, dass unsere Dienste die Bedürfnisse der Nutzer erfüllen - nicht nur in Europa, sondern weltweit.